Wenn ein Familienunternehmen auf mehr als 150 Jahre Geschichte zurückschauen kann, dann ist immer eine Frage besonders spannend. Gelingt der Wechsel in die nächste Generation? Bei Bernecker in Melsungen hat man vor einigen Wochen zumindest den ersten Schritt getan. Die 6. Unternehmergeneration ist am Start. Aber mehr: auch die Führungsmannschaft ist so jung, wie selten zuvor.
Herausforderung Generationswechsel
„Wenn Sie mich fragen, was ist die größte Herausforderung der letzten Jahre gewesen, so fällt mir die Antwort leicht“, erklärt Inhaber Conrad Fischer, „es ist der Generationswechsel, der mich in den letzten fünf Jahren am intensivsten beschäftigt hat. Schon als ich 50 geworden bin, habe ich angefangen, über meine Nachfolge nachzudenken.“ Oft kommt es aber anders, als man denkt. Insofern ist es sinnvoll, mehrgleisig zu fahren und sich viel Zeit zu nehmen. So auch im Fall Bernecker. Einige Kurven ist das Unternehmen in den letzten 15 Jahren gegangen, bis die Richtung klar war.
Zukunftsfähig aufgestellt zu sein ist, wenn man Conrad Fischer zuhört, die wichtigste Voraussetzung, um die nachfolgende Generation für das Unternehmen zu begeistern. „Vor 10 Jahren waren wir eine Akzidenzdruckerei, ohne wirkliche Perspektive. Heute sind wir Die Pharmadrucker mit einem klaren, einzigartigen Marktkonzept für die kommenden fünf Jahre“ so Fischer. In der Tat haben die hohen Investitionen in den Jahren 2021 und 2022 ein klares Ziel. „Wir wollen nicht nur die lieferfähigste Druckerei in Europa sein, sondern auch die modernste. Mit der Digitalisierung aller Prozessschritte befinden wir uns genau im richtigen Focus“, so Fischer. Und natürlich hilft es auch, Vorbild zu sein. Ein Unternehmer, der seiner Familie nicht vermittelt, wie reichhaltig und schön es ist zu unternehmen, wird nur schwer einen Nachfolger in der Familie finden.
Junge Mannschaft
Die unternehmerische Vision zieht nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei zukünftigen Mitarbeitern. Und so ist die Folge, dass mit Felix Otto Fischer und Alexander Frank Storck gleich zwei hoffnungsvolle Nachwuchsunternehmer am Start sind. Beide sind gelernte Kaufleute, beide um die 30 Jahre alt, mit aber unterschiedlicher Vita. Felix übernimmt nach internationalem Studium in Flensburg, Oestrich-Winkel, und drei Jahren in der Beratung Verantwortung bei dem Tochterunternehmen Füger Druck in Itzehoe. Alexander hat nach fundierter, berufsbegleitender Ausbildung und Führungserfahrung in der Logistikbranche Anfang August als Geschäftsführer bei den Pharmadruckern angefangen. Mit dem Produktionsleiter Alexander Pfister und der Verkaufsleiterin Vanessa Hoja ist die junge Führungsmannschaft komplett. Gute Voraussetzungen also, um die hochgesteckten Innovations- und Digitalisierungsziele zu erreichen.
Loslassen können
Und wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen jung und alt? Loslassen, nach 33 Jahren voller unternehmerischer Verantwortung? Wie funktioniert das? „Ich habe das in den letzten drei Jahren regelrecht trainiert“, sagt Conrad Fischer, „einfach mal vier Wochen in Urlaub fahren, und sehen was passiert. Heute ist man ja, auch wenn man weg ist, schnell digital vor Ort. Und man muss sich natürlich neue Herausforderungen suchen. Ich habe das Schreiben für mich entdeckt.“ Von außen betrachtet waren die ersten 100 Tage der Zusammenarbeit ein Erfolg. Aber wie sehen das die jungen Nachfolger? „Wir sind froh, dass uns Conrad mit seiner Weitsicht und der Gelassenheit des Alters im Hintergrund zur Verfügung steht. Ich glaube, er wird auch noch eine Weile gebraucht, wenn auch in anderer Form.“ erklärt Alexander Storck.
Der Generationswechsel ist angestoßen, die Ziele sind untereinander abgestimmt. Und so freuen sich alle auf die Herausforderungen des kommenden Jahres. Es wird nicht leicht, aber leicht kann ja jeder.